Kinder sind Kinder und nicht kleine Erwachsene

Mein Sohn ist 3 Wochen alt. Durch seine Geburt hat sich meine Filterblase verändert. Ich lese jetzt öfter Sachen, die mit Säuglingen oder Kindern zu tun haben. Dabei fällt auf, dass viele Eltern das Problem zu haben scheinen, dass ihnen ungefragt erzählt wird, was ihr Kind in welchen Alter können sollte.

An alle Eltern: Kinder sind Menschen. Und wie jeder Mensch ist auch jedes Kind individuell. Das heisst, dass man ein Kind nicht mit einem anderen Kind vergleichen darf/soll/kann. Genau so wie bei den Erwachsenen hat jeder seine eigene Geschwindigkeit und dass ist auch gut so.

Albert Einstein hat im Jahre 1905 fünf Arbeiten veröffentlicht, die aus heutiger Sicht alle fünf das Potential hätten ihm einen Nobelpreis einzubringen. Ausserdem hat er mit diesen fünf Arbeiten die Physik revolutioniert. Das hat er in seiner Freizeit gemacht, denn er arbeitete zu der Zeit in Patentamt in Bern. Ausserdem hatte er Frau und Kind zu Hause. Albert Einstein war damals 26 Jahre alt. Ich bin 37 Jahre alt. Vergleiche ich mich mit ihm? Natürlich nicht.

Gut, Einstein ist eine schlechtes Beispiel, denn er war ein Genie. Nehmen wir ein anderes Beispiel. Ein Kollege am Max-Planck-Institut in Heidelberg war jünger als ich und hatte schon eine beeindruckende Karriere als Eishockeyspieler hinter sich und war zudem ein hervorragender Wissenschaftler. Zu Beginn habe ich mich mit ihm verglichen. Diese Vergleiche konnte ich aber nur verlieren. Er war mir weit überlegen. Das brachte mir also nichts. Was mir aber etwas gebracht hat war der Moment, in dem ich mir eingestehen konnte, dass ich keine Wissenschaftler bzw. ein schlechter Wissenschaftler bin. Von all meinen Freunden habe ich die schlechteste Promotion abgelegt. Hätte mich eine bessere Promotion glücklicher gemacht? Nein, bestimmt nicht. Ich habe eine schlechte Note in der Promotion bekommen, weil ich für das wissenschaftliche Arbeiten nicht geeignet bin. Dadurch machte es mir auch keinen grossen Spass. Nicht umsonst habe ich in dieser Zeit die besten und schönsten Fotos meines Lebens geschossen. Ich brauchte etwas, was mir den Spass und die internistische Bestätigung gibt.

Ist es wichtig, was ich erreicht habe. Nicht wirklich. Wichtig ist für mich, ob ich zufrieden bin. Ich möchte glücklich sein. Das ist das allerwichtigste. Natürlich hängt meine Zufriedenheit auch davon ab, was ich erreicht habe. Aber die Zufriedenheit ist wichtiger als Besitzt oder Ansehen.

Und das möchte ich auch für meinen Sohn. Er soll glücklich und zufrieden sein. Daher hoffe ich, dass ich ihn nie zu etwas drängen werde/muss. Ich hoffe, dass er Kind sein darf, so lange er will. Natürlich werde ich ihm Angebote machen, seine Langeweile zu bekämpfen. Dabei wird aber der Spass und das Kindsein im Vordergrund stehen und nicht der Lernerfolg.

Ich hoffe, dass ich/wir das schaffe/n.

Posted in aus dem taeglichen Leben, Leben | Tagged , | 1 Comment

Kein Asyl für Snowden

Ich hoffe doch, das Edward Snowden kein Asyl in Deutschland beantragt. Versteht mich nicht falsch. Er hat es zweifelsfrei verdient.

Ich an seiner Stelle würde Deutschland nicht trauen. Aus folgenden Gründen:

  1. Die Deutschen lieben ihre Regeln. Wenn die Regeln besagen sollten, dass Snowden in Deutschland nicht asylberechtigt ist, gibt es keinen in Deutschland, der das Asyl doch noch gewähren könnte. So sind die Regeln. Wenn dabei jemand sterben muss, Pech gehabt. Regeln sind Regeln. Somit würde Edward Snowden an die USA ausgeliefert und damit wäre auf dem direkten Weg in den Tod.
  2. In Deutschland bekommt man (mit Glück) Asyl, wenn man im Heimatland politisch verfolgt wird. Meiner Meinung nach wird Edward Snowden nicht politisch verfolgt sondern strafrechtlich. Die USA sind eine Demokratie auch wenn das von hier aus nicht immer so aussieht. Was die NSA gemacht hat war und ist für die USA legal. Der Verrat dieser Machenschaften ist aber illegal.
  3. In Deutschland ist keiner vor einem amerikanischen Zugriff sicher. Wenn die USA es wollen können sie, meiner Meinung nach, jeden in Deutschland töten lassen.
  4. Die “Wut” der Kanzlerin ist nur gespielt. Innerhalb weniger Monate wird alles wieder beim alten sein.

Also, Herr Snowden, meiden sie Deutschland. Wenn sie eine Aussage tätigen wollen, nutzen sie Skype.

Posted in aus dem taeglichen Leben, Politik | Tagged , | Comments Off on Kein Asyl für Snowden

Ich bin (d)ein Vater

Mein Sohn wurde am Freitag den 25. Rocktober 2013 geboren.

Nach Schwierigkeiten mit dem Blutdruck meiner Frau wurden die Wehen eingeleitet. Dabei wird ein Gel vor dem Muttermund gespritzt in der Hoffnung, dass dieses Wehen auslöst. Die Ärzte waren sich nicht sicher, ob der Körper meiner Frau daraufhin die Geburt einleiten würde. Ein Versuch war es aber wert, da meine Frau und mein Kind durch den hohen Blutdruck in Gefahr waren. Der Erfolg war überwältigend. Das Gel würde um halb neun verabreicht und gegen zwei wurde mein Sohn geboren. Die eigentliche Geburt hat nur so etwa zwei Stunden gedauert. Das ist extrem kurz, vor allen Dingen bei einer Erstgebärenden.

Und obwohl meine Frau starke Schmerzen hatte (sie hat mehrfach nach einer PDA gebeten, was aber leider nicht mehr möglich war), war die Geburt einer der schönsten Momente meines Lebens. Natürlich stand ich oft auch hilflos daneben und konnte ihr nur beistehen. Trotzdem, der Moment als mein Sohn ihr auf den Bauch gelegt wurde, war wunderbar.

Auch, wenn ich nicht viel Vergleichsmöglichkeiten habe, habe ich doch das Gefühl, dass wir einiges richtig gemacht haben. Hier ein paar Punkte, die meiner Meinung nach, uns geholfen haben.

  1. Über alles sprechen. Sprecht mehrfach über alles. Erzählt euch eure Wünsche und Vorstellungen. Erzählt euch eure Ängste.
  2. Denkt darüber nach, ob ihr eine PDA wollt.
  3. Besucht eine Geburtsvorbereitungskurs.
  4. Schaut euch vorher unbedingt den Kreissaal an. Die meisten Krankenhäuser haben Informationstage mit Besichtigung der Kreißsäle.
  5. Informiert euch darüber, ob das Krankenhaus Familienzimmer anbietet.
  6. Geht zu allen Vorsorgeuntersuchungen.
  7. Ein Kind ändert alles. Wirklich alles. Erwartet nicht, dass ihr in der Woche nach der Geburt irgendwas machen könnt ausser Essen und Schlafen. Fragt Freunde, ob sie euch in der Anfangszeit beim Einkaufen behilflich sein können.
  8. Stellt sicher, dass ihr jedem den Besuch in den ersten Wochen verweigern könnt.
  9. Wenn die werdende Mutter stillen möchte, kauft euch ein Stillkissen. Wenn nicht, kauft euch trotzdem ein Stillkissen.
  10. Die werdende Mutter sollte Wochen vor der Geburt mit der Dammmassage anfangen. Dafür gibt es extra Dammmassageöl. (Meine Frau ist trotz dieser sehr schnellen Geburt kaum gerissen. Die meisten Frauen reissen oder es wird ein Dammschnitt gemacht.)
  11. Der werdende Vater sollte auf dem Weg in die Klinik noch eine Kleinigkeit (Schokoriegel oder so) essen. Die Geburt kann sehr lange dauern.
  12. Versucht keine dogmatischen Erwartungen zu haben. Passt euch der Situation und den Bedürfnissen während der Geburt an.
  13. In den ersten Tagen nach der Geburt werdet ihr nicht zwangsläufig voller Liebe zu dem neuen Menschen sein. Das ist ganz natürlich. Macht euch keine Vorwürfe. Die Situation ist neu und ihr müsst euch erst daran gewöhnen. Die Liebe muss wachsen. Das ist ein grossen Tabu und trotzdem glaube ich, dass es vielen frischen Eltern so geht.
  14. Die Schreie eures Kindes sind am Anfang sehr schwer auszuhalten. Habt Geduld, ihr gewöhnt euch dran. Trotzdem, bitte das Kind nie schreien lassen. Gebt ihm Zuwendung und zeigt ihm dass ihr bei ihm seid und versucht zu lernen seinen Bedürfnissen gerecht zu werden.
  15. Das Buch Baby in Balance gibt wertvolle Tips, wie ihr dem Kind durch Bewegungen und Unterstützungen helfen könnte Spannungen abzubauen.
  16. Nicht wenige Frauen bekommen nach der Geburt Depressionen. Das ist kein Grund sich zu schämen. Holt euch Hilfe und sprecht darüber. Das sollte kein Tabu sein.
  17. Ihr solltet unbedingt eine Nachsorgehebamme haben. Sie hat viele Tips und kann euch viele Ängste nehmen. Ängste, die alle frischgebackenen Eltern haben.
  18. Kocht vor, friert vorher Essen ein.
  19. Informiert euch ob eure Krankenkasse eine Haushaltshilfe für die erste Zeit bezahlt.
  20. Kauft euch ein Tragetuch. Unser Sohn läßt sich manchmal nur im Tragetuch beruhigen.
  21. Kauft euch Wickelbodys. Quasi alle Kinder mögen es nicht, wenn ihnen etwas über den Kopf gezogen wird.

Ich hoffe diese Tips helfen euch.

Posted in aus dem taeglichen Leben, Leben | Tagged , , | Comments Off on Ich bin (d)ein Vater

Einmal Post-Privacy, bitte.

Zugegeben, dies ist ein Verlegenheitspost. Ich gehöre zu den Iron Blogger ADN und muss daher jede Woche einen Blogpost schreiben.

Zum Thema: Wenn mein Sohn heute auf die Welt kommen würde wäre er kein Frühchen mehr. Das ist eine sehr gute Nachricht. Aber dieser Erfolg ist teuer erkauft worden. In einem kleinen Anfall von Post-Privacy teile ich mit der Welt, wie die Schwangerschaft meiner Frau bisher verlaufen ist.

Neben den üblichen Beschwerden einer Schwangeren (ständiger Harndrang, Heisshunger, Übelkeit, Schmerzen) kam in der 20. Woche eine Symphysenlockerung dazu. Meine Frau meinte, es sei als ramme ihr jemand ein Messer ins Schambein. Dadurch konnte sie nur noch mit Schmerzen gehen, Hose anziehen, Treppen steigen, also alle Bewegungen, bei denen man die Beine ungleichmäßig belastet.

In der 25. Woche kamen sehr starke Übungswehen hinzu. Zum Teil kam alle fünf Minuten eine Wehe. Dass das gefährlich ist wurde uns erst beim nächsten Termin bei der Frauenärztin bewusst. In der 29. Woche wurde meine Frau dann ins Krankenhaus eingeliefert, damit die Wehen gestoppt werden. Sie bekam eine Tokolyse und die Lungenreife. Insgesamt war sie zwei Wochen im Krankenhaus.

Mittlerweile schläft sie kaum noch Nachts, da mein Sohn ihr ständig auf der Blase sitzt. Sie muss 4-7 Mal pro Nacht auf die Toilette.

In letzter Zeit hat meine Frau starke Wassereinlagerungen. Auch das ist nicht unbedingt ungewöhnlich, kann aber auch eine lebensbedrohliche Ursache (Schwangerschaftsvergiftung) haben. Am Donnerstag waren die Einlagerungen so stark, dass wir uns ernsthaft Sorgen machten. Als meine Frau dann auch noch über Sehstörungen klagte gingen wir direkt ins Krankenhaus. Dort waren die Werte OK, aber am oberen Ende von OK. Somit musste sie wieder im Krankenhaus bleiben. Aus unerfindlichen Gründen wurde sie mit zwei Frauen, die eben erst entbunden hatten, zusammen gelegt. Somit schlief sie noch weniger als zu Hause. Dadurch wurde der Blutdruck noch schlechter. Die Ärzte interessierten sich nicht genug für sie um den Zusammenhang herzustellen und vielleicht die belastende Situation zu ändern. Uns war aber klar, dass in dieser Umgebung der Blutdruck nicht sinken wird. Schliesslich wurde sie gestern auf eigenen Wusch entlassen.

Morgen ist wieder ein Frauenarzttermin. Wenn es blöd läuft, wird dann meine Frau für die letzten Tage/Wochen der Schwangerschaft noch mit Beta-Blockern versorgt.

Das gemeine ist, dass man in seiner subjektiven Wahrnehmung meistens von tollen entspannten Schwangerschaften hört und liest. Entspannt war’s bei uns nicht.

Posted in aus dem taeglichen Leben | Tagged | 1 Comment

Die zehn Gebote sind nichtig.

Ein geisteskranker Bischof missachtet nachweislich mindestens eins der zehn Gebote und bleibt im Amt. Deutlicher kann die katholische Kirche ihre Irrelevanz nicht zeigen. Danke dafür.

Ich hätte ihn auf die Bibel schwören lassen.

Posted in aus dem taeglichen Leben | Tagged , , | 1 Comment

Die Lösung eines Dilemmas

Mein Neffe wird im November 5 Jahre alt. Neulich hat er eine Folge Logo im Fernsehen gesehen und dort wurde über einen Vegetariertag berichtet. Darauf hin hat sein kleines Köpfchen gearbeitet und herausgefunden, dass Fleisch von Tieren kommt. Das hat den kleinen Kerl in ein Dilemma gestürzt. Denn er mag unglaublich gerne Fleisch, aber er möchte nicht, dass dafür Tiere sterben müssen. Also hat er meine Schwester gebeten, sie soll in Zukunft Fleisch kaufen, für das keine Tiere sterben mussten. Das wird meine Schwester auch tun.

Diese Begebenheit hat mich sehr berührt, da sie doch zeigt, dass Kinder in der Lage sind ihr Verhalten zu hinterfragen. Oft höre ich von Omnivoren, dass Fleisch doch so gut schmecke. Die Konsequenz dieser Menschen ist dann, dass sie natürlich deshalb nicht darauf verzichten können. In Zukunft werde ich diesen Personen sagen können, dass mein Neffe im Alter von vier Jahren dieses Dilemma gelöst hat.

(Ich habe mit meinem Neffe noch nie über Veganismus gesprochen. Er hat das nicht von mir.)

Posted in aus dem taeglichen Leben, Leben, Umwelt, Vegan | Tagged , , | 1 Comment

This is it. Probably.

tl;dr: For the moment I’ll quit development of hAppy (my ADN client). I’m sorry.

This isn’t an easy step for me but it’s overdue. There won’t be a next version of hAppy in the near future (if ever). And here is why.
I’ve been developing hAppy for 12 month now in addition to my 9 to 5 job. And it was a lot of fun. In the beginning I thought it would just be a small project to play with the API and learn something. It got bigger and very time-consuming. And often I didn’t have enough time for my wife and my other interests.

I am a beginner in software development. I started development in 2009 in addition to my job as a physics teacher. Everything I know about programming, I have learned since then by reading books and watching WWDC videos. As you can imagine, I still have to lean a lot. hAppy can’t teach me what I need at the moment. I would have to re-write it from scratch (which is what could indeed happen sometime in the future). I will focus in the next month on small projects which help me to learn new things. (Could be that there will be another project for ADN in this context.)

If you are one of the 3-5 people who use hAppy, I am very sorry. I hope you are not pissed off about my decision. And I hope you can still use it or you find another client which suits your needs. Maybe even hAppy can help you with that (go to settings and select the last menu item).

I still think ADN is a great platform and I wish I would have time for hAppy AND the other things which are more important right now. Of course I will stay on ADN and maybe be even more active.

Thank you for your time.

Posted in Development, iOS-Entwicklung, iPhone, iPod | Tagged , , | 6 Comments

Schleife

  1. Gerüchte
  2. Produkt wird vorgestellt
  3. Enttäuschung, dass Gerüchte stimmen
  4. Prophezeiung des Anfangs von Ende
  5. Verkaufserfolg
  6. Produkt wird aufgeschraubt
  7. Empörung über den Wert der verbauten Teile
  8. Weiterhin Verkaufserfolg
  9. Fortfahren mit 1.
Posted in Das Netz, iPhone | Tagged , , | 1 Comment

Klimawandel

Das wir zur Zeit mit erleben ist kein Klimawandel. Das ist eine Klimakatastrophe! Das Wort Klimawandel wurde von den Kritikern ins Spiel gebracht und das Problem klein zu reden. Wir sollten dabei nicht mitmachen. Es ist und bleibt eine Katastrophe!

Posted in aus dem taeglichen Leben, Umwelt | Tagged , , | 1 Comment

Vetter und die Aufmerksamkeitswelle

Udo Vetter, ein von mir sehr geschätzter Rechtsanwalt und der Betreiber des lawblog.de, hat nach der Vorstellung des iPhone 5S über den darin verbauten Fingerabdruckscanner geschrieben. Dabei sind ihm so viele argumentative Fehler unterlaufen, dass ich entweder an seiner Fähigkeit als technikinteressierter Jurist oder an seiner Intention zweifeln muss. Ich wähle das letztere.

Es könnte durchaus sein, dass die NSA an die Daten kommt. Allerdings könnte Apple den Scanner auch so konstruiert haben, dass die Daten für die NSA unbrauchbar sind. Wenn nämlich der Scanner direkt einen Hash erzeugen würde und diesen Hash direkt an einen speziellen Bereich der CPU schickt, könnte es sehr schwierig wenn nicht unmöglich für die NSA sein diese Daten brauchbar zu machen. Ich weiss nicht, wie der Scanner genau die Daten verarbeitet, daher möchte ich mich hier nicht weiter aus dem Fenster lehnen. Mir geht es eher um die anderen Punkte, die Vetter angesprochen hat.

Vetter schreibt:

Jeden Tag beschlagnahmen deutsche Kriminalbeamte hunderte, wenn nicht tausende Mobiltelefone. Sogar ohne richterlichen Beschluss dürfen sie in vielen Fällen die gesamten Geräteinhalte unter die Lupe nehmen. Für Fingerabdrücke gibt es keine Ausnahme.

Wenn aber doch mein Gerät mit meinem Fingerabdruck gesichert ist, wie sollen dann die Kriminalbeamten den Fingerabdruck und auch alles andere auslesen? Ausserdem wir der Fingerabdruck gehasht, bevor er gespeichert wird. Diesen Hash können deutsche Kriminalbeamte nicht zurückrechnen. Somit ist die Information unbrauchbar.

Vetter schreibt:

Wer so ein mögliches Beweismittel selbst aus der Hand gibt, um sein Handy bequemer aktivieren zu können, kann sich später nicht auf Verwertungsverbote berufen.

Den Hash meines Fingerabdrucks können Kriminalbeamte gerne verwenden. Von mir aus können sie die Daten auch ausdrucken und sich an die Wand hängen.

Vetter schreibt:

Auch so wird die Polizei das Fingerabdruck-Ident toll finden. Das Passwort zu meinem Handy muss ich nach geltender Rechtslage als Beschuldigter (und erst recht als Zeuge) nicht nennen. Dafür gibt es das Schweigerecht.

Parallel dazu gilt auch das Prinzip, dass niemand aktiv an Ermittlungen mitwirken muss.

und ausserdem

Aber ich bin zum Beispiel verpflichtet, mir eine Blutprobe abnehmen zu lassen. Mit den Fingerabdrücken ist es nicht anders. Auch hierfür bedarf es meiner aktiven Mitwirkung nicht. Unabhängig von juristischen Einzelheiten ist es für die Polizei also einfacher, an Ort und Stelle Zugriff auf ein iPhone zu nehmen, wenn sie hierfür nur schnell den Fingerabdruck des Besitzers braucht.

Es war auch schon zum Zeitpunkt des Blogbeitrags von Herrn Vetter bekannt, dass ein lebender Finger zum Entsperren des iPhones benötigt wird. Die Ermittlungsbehörde müsste mich also zwingen meinen Daumen auf den Homebutton meines iPhones zu legen. Wie Vetter aber kurz vorher schreibt:

Parallel dazu gilt auch das Prinzip, dass niemand aktiv an Ermittlungen mitwirken muss.

Somit bleibt mein iPhone verschlossen, da mich niemand zwingen kann durch die aktive Betätigung des Homebuttons mein Telefon zu entsperren. Das muss Vetter wissen.

Vetter schreibt:

Noch ein weiterer Aspekt: Wer die Fingerabdruck-Sperre nutzt, akzeptiert gleichzeitig eine faktische Umkehr der Beweislast, wenn sein Mobiltelefon für ein krummes Ding genutzt worden sein soll. Ein biometrisches Datum hat bei der Frage, wer das Handy genutzt hat, natürlich erst mal einen wesentlich höheren Stellenwert als ein Vierzahlen-Code. Die Folge: Der mögliche Rechtfertigungsdruck auf den Telefonbesitzer steigt.

Gilt das nicht für jeden brauchbaren Schutz vor unerlaubter Benutzung? Müssten wir dann nicht zum Schutz vor “faktischer Umkehr der Beweislast” unsere Computer und Handys ohne Passcode den Kriminellen in die Hände geben?

Ist es nicht viel mehr so, dass ich mich mitschuldig mache, wenn ich den technischen Fortschritt zum Schutze meiner Geräte nicht nutze? Könnte ein findiger Anwalt, wie Herr Vetter es zweifellos ist, nicht genau daraus mir eine Teilschuld zuschieben?

Es fällt mir schwer zu glauben, dass Herr Vetter diese Fehler nicht bewusst in den Beitrag eingebaut hat, um zu erreichen was er erreichen wollte.

Posted in Apple, Das Netz, iPhone | Tagged , , | 6 Comments