Im Fernsehen sehe ich manchmal Familien mit hochbegabten Kindern. Dabei habe ich oft das Gefühl, dass die Eltern es geniessen ein hochbegabten Kind zu haben.
Sollte das wirklich so sein, verstehe ich es nicht. Die Kinder, die man dort sieht haben ein seltsames Leben. Die einzigen Menschen, mit denen sie sich in Augenhöhe auseinandersetzen können sind andere Kinder die viel älter sind oder Erwachsene. Die Kinder wirken auf mich einsam. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie in einer Gruppe von Menschen die alle fünf Jahre älter sind gleichberechtigt behandelt werden und wirklich dazu gehören.
Ausserdem wirken diese Kinder oft nicht zufrieden, da ihr Gehirn nicht genug Nahrung bekommt. Niemals befriedigt zu werden ist kein gutes Gefühl. Dadurch sind sie ständig im Stress etwas sinnvolles zu tun. Sie planen ihre Karriere schon im Kindesalter. Wie schrecklich.
Des weiteren habe ich das Gefühl, dass die Eltern sich in diesem “Erfolg” baden. Dass die Kinder dadurch aber nie echte Freunde haben werden, scheinen sie nicht zu sehen.
Tendenziell halte ich es für plausibel, dass es für hochbegabte Kinder schwieriger ist, für ihr Gehirn adäquate “Nahrung” zu finden. Allerdings sollte man sich vor Augen halten, dass Hochbegabung gar nicht so selten auftritt. Per definitionem sind 2% aller Menschen und damit auch aller Kinder hochbegabt.
Vokabeln wie “nie” bzw. “niemals” scheinen mir daher in diesem Kontext etwas extrem und damit nicht zwingend richtig zu sein. Es gibt genügend Gegenbeispiele.
Es gibt Eltern, welche mit dem eigenem Nachwuchs experimentieren. Die Zielsetzung ist einseitig festgelegt.
Es gibt auch Menschen, die Affen dressieren.
Die Affen begeistern mit der erworbenen “Intelligenz” und den vermeintlichen Fähigkeiten Menschen. Die Begeisterung der Affen untereinander scheint sich allerdings in Grenzen zu halten.
Niemand ist auf jedem Gebiet “hochbegabt”.
Es gibt HBler, die völlig unmusikalisch sind.
Nicht jeder HBler ist dazu in der Lage, eine perspektivische Zeichnung zu fertigen.
Nicht jeder Künstler interessiert sich für Quanten-Mathematik.
Es gibt Menschen, welche bereits im Kindesalter etwas entdecken. Einen persönlichen Schatz. Ein lebenslanges Thema.
Andere entdecken Fähigkeiten erst im fortgeschrittenem Alter.
Manche werden erst nach deren Tod als HBler anerkannt.
Eltern, welche mit vermeintlichen Leistungen der eigenen Kinder prahlen und Eltern, welche sich selbst und den eigenen Nachwuchs im TV präsentieren, sind mir grundsätzlich unsympathisch.
Wurden die Karrieren der präsentierten “Wunderkinder” seriös über Jahre begleitet? Oder verschwanden diese “Wunderkinder” gemeinsam wie einst Shirley Temple in der Mottenkiste der TV-Industrie?
Die, die ich gesehen habe waren stets Momentaufnahmen.
Was da im Fernsehen gezeigt wird, sind ausgesuchte Extremfälle, die mit dem Leben einer Familie mit schlauen Kindern nicht viel zu tun haben. Natürling bringt es auch Probleme mit sich, dass diese Kinder ihren Altersgenossen in manchen Dingen voraus sind, durch ihre Klugheit entwickeln viele aber auch sehr früh Strategien, um dennoch in Schule und Leben integriert zu sein. Die Schule bietet leider tatsächlich meist nicht genug “Futter” für den Geist, das suchen sich die Schlaukids aber gerne in der Freizeit. Manche entwickeln Spezialinteressen und können dort Ausgleich schaffen. Das Leben mit klugen Kindern ist spannend, abwechslungsreich und oft recht humorvoll – und manchmal auch wie eine lang andauernde Schachpartie!
Hmm…Im Fernsehen sehe ich manchmal…
Das ist doch genau der springende Punkt, da werden von den Medien ganz gezielt Familien ausgewählt, die auf bestimmten Events oder Umfragen im Raster hängen geblieben sind, weil sie anders sind als der Durchschnitt – in diesem besonderen Fall auch anders als der durchschnittliche Hochbegabte – und dann werden sie von den Medien so präsentiert, als würden sich alle Familien mit hochbegabten Kindern so benehmen und schon wieder ist ein Klischee geboren und alle Hochbegabten über einen Kamm geschert.
Selbstverständlich ist es für die meisten Eltern mit hochbegabten Kindern nicht unangenehm, wenn ihre Kinder auf Grund ihrer Begabung positiv aus der Masse hervorstechen, aber vorwiegend ist es einfach nur anstrengend, wenn man selbst diese Begabung nicht hat und sich von seinen eigenen Kindern manchmal vorgeführt bzw. überfordert fühlt und genauso geht es eben gleichaltrigen „normal“ Begabten, denen sind diese Streber und Besserwisser unheimlich – fast schon wie ein Alien. Leider ist es gerade in Deutschland sehr weit verbreitet, dass es sich nicht gehört, mit seinem hohen IQ anzugeben und dazu gehört es schon, wenn man sich in der Öffentlichkeit als Hochbegabt outet.
Leider werden diese Vorurteile von den Medien in gewissen Sendungen nicht ausgeräumt sondern eher geschürt, wie man es ja am Posting feststellt.